Palmenhaus

Das Palmenhaus im Burggarten ist eine Mischung von Späthistorismus, Barock und Jugendstil, aber genial in seiner Einbindung in das bestehende Ensemble der Neuen Hofburg. Die letzte große Orangerie Europas: ein Abgesang habsburgischer Größe. Der Bau setzt sich aus fünf Teilen zusammen: aus dem hohen Mittelteil, den beiden Seitenflügeln und den beiden Ecktürmen (sowie dem von Ohmanns Nachfolger Ludwig Baumann errichteten östlichen Zubau mit dem Albrechtstor). In die heutige Raumfolge miteinbezogen ist der sogenannte Gartenverwaltungshof als Bindeglied zur Nationalbibliothek. Der Fassade des Mittelteils ist eine aus sechs Dreiviertelsäulen bestehende Kollonnade vorgelagert, die von drei Pylonen gerahmt wird. Die Säulen werden von Vasen bekrönt, die Pylonen von Figurengruppen. Für die "obere Abdeckung" dieses Mittelteiles, aber auch für die anschließenden "Seitenteile" wurden genietete Eisenprofile verwendet. Diese Glas-Eisenteile entsprechen dem Vokabular des Gewächshausbaues.
Der Porticus des Mittelbaues, die in Rustikamauerwerk ausgeführten Eckpavillons und die den Glaswänden "vorgeblendete" niedrige Steinarchitektur - all das ist höfisches Glashaus. Typisch für das damalige Bauen in Wien ist die Verwendung zahlreicher Steinsorten, z.B. Kreiskalksandsteine aus Marzano und aus vielen – teils entlegenen – Gebieten der k.u.k. Monarchie. Die Gegenüberstellung der funktionalen Glas-Eisenkonstruktion mit all der Monumentalität spätklassizistischer Formen, mit sezessionistischen Applikationen und "barockem Beiwerk" bis hin zu jonischen Kapitellen war wahrscheinlich bewußt, sie gelang allerdings nicht ohne Brüche. Das Wunder dieses Baues ist jedoch, daß er trotz seiner Schwächen zu einem "der schönsten der Wiener Architektur der Jahrhundertwende" zählt.