Fanny Elßler

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Bereits im Alter von sieben Jahren traten Fanny und ihre zwei Jahre ältere Schwester Therese Elßler (1808–1878) in die Ballettschule des „Wiener Hoftheaters“ am Kärntnertor ein. Fanny war temperamentvoll, Therese still, beherrscht und fast ein wenig scheu. Beide studierten bei dem französischen Ballettmeister Jean Aumer (1774–1833). Fanny Elßler war erst 14 Jahre alt, als der Direktor des „Teatro San Carlo di Napoli“ (Italien), Domenico Barbaja (1778–1841), sie und ihre 16-jährige Schwester engagierte. In Neapel arbeitete Fanny von 1824 bis 1826 und verbesserte dabei ihre Technik. Die beispiellosen Erfolge von Fanny und Therese Elßler begannen 1830 in der preußischen Hauptstadt Berlin, die bereits damals als bedeutendes Kulturzentrum galt. Durch ihre Auftritte in London erregte Fanny Elßler weltweit Aufsehen. Auch der Direktor der Pariser Oper, Dr. Louis-Désiré Véron (1798–1867), wurde auf sie aufmerksam und holte sie in die französische Hauptstadt, wo sie die Konkurrentin der schwedisch-italienischen Tänzerin Marie Taglioni wurde. Bevor Fanny in Paris ihr erfolgreiches Debüt gab, trainierte sie drei Wochen lang hart mit dem Tänzer Auguste Vestris (1760–1842). 1836 präsentierte sie in Paris als erste den spanischen Solotanz Cachucha im Dreivierteltakt mit Kastagnettenbegleitung. Der französische Dichter und Kritiker Theophile Gautier (1811–1872) schrieb darüber: „Sie wagt, was vor ihr von keiner Tänzerin gewagt worden ist: als erste bringt sie die Cachucha, fast ohne ihr das natürliche Aroma zu nehmen, auf die prüde Opernbühne“. Später eroberte Fanny mit den feurigen Nationaltänzen Polka aus der Tschechoslowakei und Krakowiak aus Polen die Bühne. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere unternahm Fanny Elßler 1840 eine Tournee durch die USA. In Washington, D. C., wurde Fanny Elßler von dem amerikanischen Präsidenten Martin van Buren (1782–1862) in einer offiziellen Audienz empfangen. Der US-Kongress musste jeden Abend, an dem Fanny tanzte, seine Sitzung verschieben, weil die meisten seiner Mitglieder die Vorstellung sehen wollten und deswegen keine Beschlüsse mehr gefasst werden konnten. Bei einem Bankett tranken Kongressmitglieder aus Fannys Ballettschuhen. Der Sohn des Präsidenten wurde ihr ständiger Begleiter
Wenn Fanny Elßler zu ihren Auftritten im „New York’s Park Theatre“ fuhr, spannten Fans die Pferde von ihrer Kutsche ab und zogen sie eigenhändig durch die Straßen der Stadt. Dies wurde bald an jedem Abend zur Tradition. In West Point musste Fanny jedesmal erst vor ihren Wächtern auftreten, bevor diese sie zur Vorstellung begleitete. Ab 1848 tanzte die 38-jährige Fanny in Russland, wo sie innerhalb von zwei Jahren ingesamt 103 Vorstellungen gab, ehe sie nach Westeuropa zurückkehrte. Im Juni 1851 gab Fanny Elßler mit dem Stück „Faust“ des französischen Tänzers und Ballettmeisters Jules Perrot (1810–1892) in Wien ihre letzte Vorstellung. Danach zog sie sich – noch auf voller Höhe ihres tänzerischen Könnens – ins Privatleben zurück, lebte mit ihrer Tochter Therese zunächst in Hamburg und ab 1855 wieder in Wien.
Fanny Elßler 1810-1884